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Anwendungen der Sportpsychologie

Wer kennt sie nicht, die Situationen nach einem wichtigen sportlichen Wettkampf, bei Welt- oder Europameisterschaften oder gar Olympischen Spielen, der für Sportler und Trainer nicht zum vorbereiteten, erhofften und eigentlich auch möglichen Resultat, zum Sieg oder zum Medaillengewinn geführt hat. Im Nachdenken über mögliche Ursachen und zukünftig besser zu nutzenden Potenzialen sind es nicht selten Themen der sportpsychologischen Vorbereitung auf Wettkämpfe und dem Umgang mit Stress in der unmittelbaren Auseinandersetzung mit einem gleichwertigen sportlichen Konkurrenten oder unter extremen Bedingungen in der Halle oder auf der Schanze, die dann angesprochen werden. Auch die mediale Begleitung sportlichen Trainings und Wettkampfs im Hochleistungsbereich thematisiert in zunehmendem Maße Fragen sportpsychologischer Interventionen, um wirklich optimal auf alle vorstellbaren Eventualitäten vorbereitet zu sein. Ebenso gehören inzwischen Sportpsychologen in den meisten der Betreuungsteams im Hochleistungsbereich in einer zunehmenden Zahl von professionell betriebenen Sportarten zu den Experten, die für eine optimale Vorbereitung von Sportlerinnen und Sportlern sorgen sollen. Andererseits werden auch von Trainern und anderen Betreuungspersonen verlangt, dass sie sportpsychologisch geschult sind, dass sie sportpsychologische Problemsituationen erkennen und gezielt mit Interventionen reagieren. Und es wird von ihnen erwartet, dass sie schon im Training an den geeigneten Stellen sportpsychologische Verfahren kennen, diese selbst einsetzen oder durch hinzugezogenen Sportpsychologen zum Einsatz bringen. Und was inzwischen zunehmend im Hochleistungsbereich anerkannt, ja gefordert wird, spielt auch in anderen sportlichen Aktivitätsbereichen wie dem Schulsport oder dem Rehabilitationssport eine Rolle. Dabei ist es besonders wichtig zu verstehen, dass gerade in der Sportpsychologie zwei "Welten" zusammenzuführen sind. Es ist die Welt des Sports, die man sehr gut kennen muss, sind ihre Bedingungen doch sehr speziell und oftmals die sportartspezifischen Unterschiede maßgeblich sind dafür, welche sportpsychologischen Verfahren eingesetzt werden können. Andererseits gibt es die Welt der Psychologie, mit ihrer theoretischen Fundierung, mit einer Vielzahl von Forschungsergebnissen und allgemeinen Anwendungsbeispielen. Diese sind aber nicht so einfach in den Sport zu übertragen. Es gilt also, hier eine sehr gute Verknüpfung von beiden Welten zu erreichen, was sowohl an (Sport)Psychologen als auch an Sportwissenschaftler und Sportpraktiker hohe Anforderungen stellt. Dies zu erreichen ist eines der wichtigsten Ziele der beiden Bände zur Sportpsychologie aus dem Hogrefe Verlag. Während sich der Band 1 den Grundlagen der Sportpsychologie widmet, thematisieren die Autoren im zweiten Band die Anwendungsbereiche, die sportpsychologische Diagnostik und die verschiedensten Interventionsmöglichkeiten. Damit bietet die Enzyklopädie der Anwendungen der Sportpsychologie liegt erstmals eine umfassende Zusammenstellung all dieser Bereiche, was aus der Liste der behandelten Themen deutlich wird: 1) Beckmann & Kellmann: Sportpsychologische Praxis: Von der Diagnostik zu Training und Intervention 2) Frester & Mewes: Psychoregulation im Sport 3) Immenroth, Eberspächer & Hermann: Training kognitiver Fertigkeiten 4) Munzert & Hossner: Lehren und Lernen sportmotorischer Fertigkeiten 5) Beckmann, Elbe & Seidel: Talent und Talententwicklung 6) Birrer & Seiler: Gruppendynamik und Teambuilding 7) Kellmann: Erholung und Untererholung im Sport 8) Pahmeier: Partizipation, Bindung und Dropout im Freizeit-, Breiten- und Gesundheitssport 9) Alfermann: Karrierebeendigung im Sport 10) Wagner & Brehm: Körperlich-sportliche Aktivität und Gesundheit 11) Brand & Schlicht: Sportpsychologische Interventionen in der Therapie und Rehabilitation Erdmann & Amesberger: Psychologische Aspekte im Schulsport 12) Allmer: Bewegungs- und Sportaktivitäten der Älteren 13) Wegner: Zielgruppenperspektiven: Sport bei behinderung sowie Sport mit sozial ausgegrenzten gruppen Allen Autoren gelingt es, sehr intensiv auf die praktischen Situationen im Sport einzugehen, die dort gegebenen Probleme mit psychologischer Relevanz zu beschreiben und praktische Vorschläge zu unterbreiten, mit welchen Interventionen entsprechend reagiert bzw. bereits präventiv agiert werden kann. Hinzu kommt, dass Methoden wie die Psychoregulation in ihrem Potenzial für die Leistungsentwicklung oder das mentale Training zur Verbesserung der Selbstregulationskompetenz im Wettkampf beschrieben werden. Gleichfalls von großem praktischen Wert sind die Präsentation des Trainings kognitiver Fertigkeiten oder die Unterstützung des Erlernens und der Perfektionierung sportmotorischer Fertigkeiten. Hinzu kommen weitere praxisrelevante Themenbereiche wie die Möglichkeiten der Unterstützung von Prozessen der Talenterkennung und Talententwicklung, die gezielte Beeinflussung von Prozessen des Teambuilding und der Umgang mit der besonderen Situation des Abschlusses einer sportlichen Laufbahn. Auch wenn viele der Beiträge wichtige Ansatzpunkte ihrer Diskussion im Hochleistungsbereich finden, bleiben die Autoren nicht dabei stehen, sondern reicht die angebotene Themenvielfalt weit darüber hinaus, was Beiträge zum Gesundheitssport, zum Behindertensport, Schulsport oder Sport für Ältere unterstreichen. Den großen Wert dieses enzyklopädischen Bandes kann das Autorenteam letztlich nochmals steigern, indem es an das Ende eines jeden Kapitels eine sehr umfassende Zusammenstellung einschlägiger Publikationen präsentiert. Dadurch erhalten interessierte Lesern, Trainer, Übungsleiter, Therapeuten, Sportwissenschaftler, Sportstudierende, Sportlehrer oder Sportlern selbst die Möglichkeit, sich ergänzendes Wissen anzueignen, zusätzliche Informationen zu den Möglichkeiten der Sportpsychologie im jeweiligen Sportbereich zu kennen und zu nutzen. Auch wenn für die Lektüre sowohl sportwissenschaftliche Kenntnisse als auch psychologische Erfahrungen hilfreich erscheinen, bietet diese Enzyklopädie für alle sehr wertvolle Wissensbestände und Erfahrungsberichte, die sich ernsthaft mit der Sportpsychologie im Kontext ihrer sportlichen Aktivitäten befassen wollen und die sich aus einer Verbindung der Welt des Sports mit der der Psychologie einen Nutzen für die eigene Arbeit und das Agieren der sportlich Aktiven vom Kinder- und Jugendsport bis zum Sport der Älteren, vom Freizeit- und Gesundheitssport bis zum Hochleistungssport erwarten.
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Schlagworte: Sportpsychologie Diagnostik Psychoregulation kognitive Fähigkeit Training motorisches Lernen Talent Eignung Auswahl Theorie Methode Fertigkeit Lernen Persönlichkeit soziale Beziehung Abschluss Wiederherstellung Schulsport Freizeitsport Behindertensport Rehabilitation Alternde Belastung
Notationen: Sozial- und Geisteswissenschaften Nachwuchssport Trainingswissenschaft Biowissenschaften und Sportmedizin Behindertensport
Herausgeber: J. Beckmann, M. Kellmann
Veröffentlicht: Göttingen Hogrefe Verlag 2008
Ausgabe: Göttingen: Hogrefe, 2008. - 926 S.
Schriftenreihe: Enzyklopädie der Psychologie: Sportpsychologie, 2
Seiten: 926
Dokumentenarten: Buch
Referat
Sprache: Deutsch
Level: hoch