Anpassungen des Bewegungsapparats an Belastungen im Boxsport - Möglichkeiten präventiver Trainingsübungen

Boxen ist eine Sportart, die den Athleten ein hohes Maß an konditionellen und koordinativen Fähigkeiten abfordert. Mögliche muskuläre Dysbalancen mit nachfolgenden Verletzungen können durch die Kampfstellung und Standardtechniken provoziert werden. In dieser Pilotstudie sollten die Auswirkungen eines leistungsorientierten Boxtrainings auf die habituelle Haltung und ausgewählte Muskeln überprüft werden. Methode: Untersucht wurden 11 Nachwuchsboxer des Leistungsstützpunkts Frankfurt/Oder. Die Athleten - alle in Normalauslage kämpfend - waren zum Zeitpunkt der Untersuchung 14,6 ± 0,6 Jahre alt und absolvierten 7,3 ± 0,6 TE à 90 Minuten in der Woche. In der manuellen Untersuchung wurde die Kopf- und Schulterstatik von der Seite und von hinten, die Beckenstatik von dorsal und die Beweglichkeit ausgewählter Muskeln des Schultergürtels nach Frisch (1996) untersucht. Ergebnis: Übergreifend waren typische Abweichungen von der Idealnorm feststellbar, die bei einem Vergleich mit der Kontrollgruppe signifikant waren (Kittel, Misch, Schmidt, Bittmann & Badtke, 2005). Bei fast allen Boxern (10 von 11) waren der Kopf und der Schultergürtel ventralisiert. Zusätzlich wurde bei 46 % der Probanden ein Schulterhochstand links (18 % Schulterhochstand rechts, 36 % symmetrisch) ermittelt. Auffallend war auch der Beckenschiefstand links hoch bei sieben von 11 Boxern. Bei den Muskelfunktionstests wies der M. pectoralis minor bei acht Boxern am häufigsten Beweglichkeitseinschränkungen auf. Diskussion: Es können typische Auffälligkeiten bei der somatoskopischen Untersuchung des Bewegungsapparats festgestellt werden. Da die Athleten sehr jung sind, ist es nicht ungewöhnlich, dass sie beschwerdefrei waren. Erst mit zunehmendem Lebens- und Trainingsalter steigt das Risiko für Überlastungsschäden und Verletzungen (Maganaris, Narici, Almekinders & Mafulli, 2004) und es sind Schulterverletzungen, aber auch Wirbelsäulenverletzungen aufgrund von muskulären Dysbalancen (Maganaris et al., 2004) möglich. Für einen langfristigen Leistungserhalt sollten daher präventiv einige Übungen in den Trainingsalltag integriert werden, um für diese Körperregionen die Belastbarkeit gezielt zu steigern. In boxing a high level of conditional as well as co-ordinative abilities is required. Certain combat behaviour and standard techniques can cause muscular dysbalances and consecutive injuries. Our pilot study aimed to investigate the consequences of competition boxing on physique and selected muscles. Methods: 11 youth boxers training at the Training Centre Frankfurt/Oder participated in our study. The athletes all fighted with their left hand as leading hand were 14,6 ± 0,6 years old. They trained 7,3 ± 0,6 training sessions per week (one session 90 minutes). In the manual investigation we checked head and shoulder statics laterally and from behind, pelvic statics dorsally as well as the flexibility of the shoulder girdle according to Fritsch (1996). Results: We found typical deviations from ideal norm values which turned out to be significant differences when compared to control subjects ((Kittel, Misch, Schmidt, Bittmann & Badtke, 2005). In almost all boxers both the head and the shoulder girdle was ventralised. In 46 % of the subjects we found an elevated left shoulder (18 % elevated right shoulder, 36 % symmetric). We also found a pelvic incline in 7 of the 11 boxers. The muscle function test releaved a reduced flexibility of the m. pectoralis minor in 8 boxers. Discussion: We found remarkable features in the somatoscopic investigation of the locomotor apparatus. Because the athletes were still very young it is not surprising that they did not report about medical complaints. With advanced biological and training age the risk of overload damages and injuries increases (Maganaris, 2004). Shoulder injuries as well as injuries of the spinal column are possible (Maganaris, 2004). Selected preventive exercises are recommended for the regular training session to prevent those problems by increasing the load tolerance of these body regions.
© Copyright 2008 Zeitschrift für Angewandte Trainingswissenschaft. Meyer & Meyer Verlag. Veröffentlicht von Meyer & Meyer. Alle Rechte vorbehalten.

Schlagworte: Kampfsport Sportmedizin Adaptation Belastung Bewegungsapparat Boxen Übungszusammenstellung Wiederherstellung
Notationen: Trainingswissenschaft Kampfsportarten Biowissenschaften und Sportmedizin
Veröffentlicht in: Zeitschrift für Angewandte Trainingswissenschaft
Veröffentlicht: Aachen Meyer & Meyer 2008
Jahrgang: 15
Heft: 1
Seiten: 44-54
Dokumentenarten: Artikel
Sprache: Deutsch
Level: hoch