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Entwicklung und Erprobung einer Blickverhaltensdiagnostik für komplexe turnerische Fertigkeiten am Sprung

Die Entwicklung funktionaler Blickstrategien ist eine grundlegende Forderung aus der Trainingspraxis. Turner*innen sollen beispielsweise in der Lage sein, Bewegungen mit hoher Bewegungsgeschwindigkeit und Bewegungssicherheit auszuführen und dabei gleichzeitig bewegungsrelevante Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten (Davlin et al., 2001; Vickers, 2007). Bei der Aufnahme bewegungsrelevanter Informationen kommt dem visuellen System eine besondere Rolle zu, da es dem Akteur erlaubt, distale Informationen aus der Umwelt aufnehmen zu können und diese Informationen im Sinne einer antizipativen Handlungskontrolle zu nutzen (Hoffmann et al., 2007; Latash, 2008). Das Blickverhalten geht dabei häufig mit einem aufgabenspezifischen Bewegungsverhalten einher (Heinen et al., 2011; von Laßberg et al., 2012). Eine aufgabenspezifische Ausrichtung und Verankerung des Blicks kann die Koordination des restlichen Körpers bei der Bewegungskontrolle insgesamt unterstützen (Hollands et al., 2002). So finden sich mittlerweile sogar Beschreibungen von Blickstrategien in Lehrbüchern, die empirisch noch nicht belegt wurden, die aber aus Sicht der Praxis als sinnvoll erachtet werden (Gerling, 2018). Diese fehlende Empirie für spezifische Fertigkeiten liegt u. a. an dem teilweise erheblichen apparativen Aufwand, den eine Blickdiagnostik mit sich bringt (Sato, Velentzas & Heinen, 2016; von Laßberg, 2007). Zwar existieren bereits mobile Lösungen (z. B. autarke Eye-Tracking Brillen), eine rückwirkungsfreie Diagnostik, die der Grundidee eines sportmotorischen Messplatzes folgt (Daugs, 2000), wurde im Gerätturnen jedoch noch nicht erprobt. Das generelle Ziel des vorliegenden Projektvorhabens ist es, eine Blickverhaltensdiagnostik für komplexe turnerische Bewegungen am Sprung zu erproben. Gespräche mit Trainerinnen und Trainern im Leistungsbereich sowie mit Kolleginnen und Kollegen der Sportwissenschaft ergaben, dass das Diagnosesystem insbesondere die im Folgenden genannten Kriterien erfüllen sollte (Daugs, 2000; Heinen et al., 2012; Knoll, 1999): - Möglichst rückwirkungsfreie Erfassung des Blickverhaltens Kombinierbar mit (bestehenden) Bewegungsanalysesystemen - Soll-Ist-Vergleich und schnell verfügbares Feedback - Einfach zu bedienen (möglichst durch die Trainer*innen selbst) Integrierbar in den Trainingsprozess.
© Copyright 2019 Turnen trainieren und vermitteln. 10. Jahrestagung der dvs-Kommission Gerätturnen vom 3. - 5. September 2018 in Göttingen. Veröffentlicht von Feldhaus, Ed. Czwalina. Alle Rechte vorbehalten.

Schlagworte: Bewegung Gerätturnen Analyse Diagnostik Biomechanik Pferdsprung Blickverhalten
Notationen: Trainingswissenschaft technische Sportarten
Veröffentlicht in: Turnen trainieren und vermitteln. 10. Jahrestagung der dvs-Kommission Gerätturnen vom 3. - 5. September 2018 in Göttingen
Herausgeber: G. Thienes, D. Glage, K. Randl
Veröffentlicht: Hamburg Feldhaus, Ed. Czwalina 2019
Schriftenreihe: Schriften der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, 287
Seiten: 55-60
Dokumentenarten: Artikel
Sprache: Deutsch
Level: hoch