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Allgemeine Aspekte des kombinierten Ausdauer- und Krafttrainings zur Steigerung der Leistungsfähigkeit in den Spielsportarten

(General aspects of combined endurance and strength training to increase performance in game sports)

Viele Spielsportarten sind durch intermittierende hochintensive Belastungen charakterisiert. Spezifsche Trainingsstrategien, wie z. B. kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining, bieten sich daher an, um die Fähigkeit der Spieler auf die wieder holten hochintensiven Belastungen vorzubereiten [1]. Die Anpassungen des aeroben Energiestoffwechsels tragen dazu bei, die Erholung zwischen den Belastungen zu verbessern, indem Phosphokreatin wieder aufgefüllt und die Pufferkapazität der Muskeln verbessert wird [2, 3]. Es wird auch angenommen, dass der aerobe Stoffwechsel die Regeneration nach einem Spiel unterstützt. Diese Eigenschaft hat ins besondere Auswirkungen auf Sportarten, bei denen mehrere Spiele innerhalb einer Woche (z. B. Basketball, Handball, Volleyball, Rugby, Futsal, Wasserball) oder an einem Tag und an aufeinanderfolgenden Tagen mit nur wenigen Stunden Abstand zwischen den Spielen (z. B. Rugby Sevens) ausgetragen werden [1]. Zwar gibt es Hinweise darauf, dass sich Krafttraining positiv auf die Leistung einzelner maximaler Belastungen (Sprint, Sprung, Zweikampf usw.) auswirken könnte, doch sind die Effekte des Krafttrainings auf die Fähigkeit der Spieler Belastungen wiederholt zu erbringen weniger eindeutig [3]. In mehreren Studien wurde jedoch festgestellt, dass Krafttraining bei einem wiederholten Sprinttest zu ähnlichen Steigerungen der durchschnittlichen Leistung führt (~ 12 %) [4], im Vergleich zu hochintensivem Intervalltraining (~ 13 %) [5]. Das Krafttraining verbesserte außerdem sowohl die anfängliche Sprintleistung (8-9 %) als auch den Verlust der Geschwindigkeit (~ 20 %) [5] in einem wiederholten Sprinttest. Die zuvor berichteten Steigerungen der wiederholten Sprintfähigkeit (RSA) stehen wahrscheinlich mit Kraftzuwächsen in Zusammenhang [3]. Die Frage des kombinierten Kraft- und Ausdauertrainings steht im Mittelpunkt des Interesses vieler moderner Mannschaftssportler. In einer von Jones et al. [6] durchgeführten Umfrage wurden die Trainings- und Überwachungsstrategien von Kraft- und Konditionstrainern für Rugbyspieler untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass 77 % der Befragten bei der Planung des Trainings für Rugbyspieler den oben erwähnten Interferenzeffekt berücksichtigten. Darüber hinaus hielten es 47 % der Trainer für sehr wichtig, bei der Erstellung von Konditionierungsplänen mögliche Inkompatibilitäten zwischen Ausdauer- und Krafttraining zu berücksichtigen. Die Ergebnisse dieser Umfrage betonen, dass die Periodisierung das wirksamste Mittel zur Vermeidung möglicher Auswirkungen von Ausdauerreizen auf die Entwicklung von Kraft und Leistung ist [6] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass spezifsche Variablen des kombinierten Trainings, wie die Reihenfolge der Trainingseinheiten, die Erholungszeit sowie die Art und Modalität (Lauf oder Zyklus) des HIT den Interferenzeffekt beeinfussen können. Praktiker sollten bedenken, dass das Trainingsprogramm entsprechend dem vorrangigen Ziel strukturiert werden sollte. Außerdem sollte darauf geachtet werden, den Erholungsprozess zu unterstützen, wenn die Erholungszeit be grenzt ist. Die Strategien und Ziele für die Minimierung möglicher Interferenzen sollten je nach Saisonphase unterschiedlich sein. In der Saisonvorbereitung besteht das Hauptziel darin, die Entwicklung der körperlichen Qualitäten zu maximieren und dann über den Verlauf der Saison zu erhalten. Es wurde aber gezeigt, dass das SSG-Training die Entwicklung sowohl aerober als auch anaerober Qualitäten (durch Agilität und Vertikalsprünge) auch in der Wettkampfphase ermöglichen könnte. Die Effekte von SSG-Training auf die Kraftleistungsfähigkeit muss jedoch noch nach gewiesen werden. Alle in diesem Kapitel erwähnten früheren Studien verdeutlichen die Komplexität der Umsetzung von kombiniertem Training. Oftmals wird die Umsetzung aber auch durch die Präferenzen des Trainers, die Philosophie des sportwissenschaft lichen Personals, die Anforderungen des Wettkampfs und die Verfügbarkeit von Trainings- und Testeinrichtungen beeinfusst [33]. Ziel weiterer Studien sollte es sein, die Entwicklung spezifscher Periodisierungsmodelle für das kombinierte Ausdauer- und Krafttraining, insbesondere für Spielsportler, voran zu treiben.
© Copyright 2023 Kombiniertes Ausdauer- und Krafttraining. Wissenschaftliche Grundlagen und Ableitungen für die Trainingspraxis. Veröffentlicht von Springer Spektrum. Alle Rechte vorbehalten.

Schlagworte: Kraft Ausdauer Training Spielsportart Rugby Trainingsmethode Belastungsgestaltung
Notationen: Trainingswissenschaft Spielsportarten
Tagging: Interferenz
DOI: 10.1007/978-3-031-36310-8_26
Veröffentlicht in: Kombiniertes Ausdauer- und Krafttraining. Wissenschaftliche Grundlagen und Ableitungen für die Trainingspraxis
Herausgeber: M. Schumann, B. R. Rønnestad
Veröffentlicht: Cham Springer Spektrum 2023
Seiten: 427-438
Dokumentenarten: Buch
Sprache: Deutsch
Level: hoch