Die Ökonomie des Dopings

Wer die Debatten um die nicht wenigen Probleme des nationalen und internationalen Leistungssports in den letzten Monaten und Jahren kontinuierlich verfolgt hat, ist leider immer wieder mit den unterschiedlichen Facetten und Betrachtungsweisen des Dopingmissbrauchs konfrontiert worden. Da gab es natürlich die vielfältigen Blickwinkel, aus denen die Medien das Thema aufgriffen, die sich partiell mit der Diskussion in den Kreisen der Politik und Sportpolitik überschnitten. Die Diskussionen der Juristen begleiten das Thema sowohl aus der anwaltlichen Sicht in der Interessensvertretung der beschuldigten bzw. "erwischten" Sportler sowie aus der Sicht, dass ein juristischer Rahmen gestaltet werden muss, der dem Problem Herr werden soll. Die Mediziner wiederum widmen sich der Thematik aus der Sicht der möglichen Leistungssteigerung durch die Einnahme von Dopingsubstanzen bzw. durch die Anwendung von Dopingpraktiken und warnen vor bisher bereits bekannten und manch sicherlich noch nicht bekannten Folgen dieser Mittel. Die Sportler und Trainer präsentieren ihre Sicht auf das Problem, die von strikter Ablehnung bis hin zu Unkenntnis zu reichen scheint, oder zumindest so scheinen soll. Alle diese Positionen und Interessen treffen sich aber an der Stelle wieder, wo ökonomische bzw. finanzielle Aspekte ins Spiel kommen. Und genau hier setzt das Buch des Ökonomen Frank Daumann an, der zum Beginn die aktuell gebräuchlichsten Dopingmittel und -methoden sowie der grundlegenden Interessen der verschiedenen "Beteiligten" darstellt. Dabei präsentiert er erstaunliche und manchmal erschreckende Erkenntnisse dazu, wie Doping unter ökonomischen Gesichtspunkten funktioniert, das hier Motive für den Einsatz von Dopingmitteln besonders stark sind und es nur relativ schwache und unsichere Argumente für die Aktiven und ihr Umfeld zu geben scheint, sich von diesen Mitteln fern zu halten. Dazu analysiert der Autor das Entscheidungsumfeld, in dem sich Sportler, Trainer, Mediziner oder Manager befinden und in dem sie agieren, um sich für oder gegen Doping zu entscheiden. Dabei stellt er klare Positionen sowohl bei Individual- als auch bei Teamsportarten dar, zu denen die Sportler und ihre Betreuer oftmals gelangen. Die ökonomischen Ursachen dafür werden aufgedeckt , aber auch Alternativen diskutiert, wie zukünftig Dopingmissbrauch effektiv bekämpft werden kann. Hier sieht F. Daumann in erster Linie den Sport, und weniger den Staat, in der Pflicht, bereits bestehende Rechtsverhältnisse umzusetzen bzw. so zu entwickeln, dass effektiv vorgebeugt, abgeschreckt oder interveniert werden kann. So ist ein sehr interessantes Buch entstanden, das eine Lücke in der Diskussion um das Doping schließt, dieser Diskussion auch neue Perspektiven hinzufügt. Damit kann das Verständnis für das Dopingdilemma verbessert werden, ohne dass damit das Problem selbst bereits gelöst wird.
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Schlagworte: Doping Sportgeschichte Verhalten Entscheidungsverhalten Ökonomie Finanzen Gesellschaft Prävention Kontrolle Sportverband Gesetz Trainer Sportmanagement
Notationen: Sozial- und Geisteswissenschaften
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Veröffentlicht: Hamburg Merus-Verl. 2008
Ausgabe: Hamburg: Merus, 2008. - 168 S.
Seiten: 168
Dokumentenarten: Buch
Sprache: Deutsch
Level: hoch