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Bestechlichkeit und Bestechung im sportlichen Wettbewerb als eigenständiges Strafdelikt - de lege lata, de lege ferenda

Angesichts der wirtschaftlichen bzw. finanziellen Dimensionen, die inzwischen im internationalen Leistungssport erreicht worden sind, aber auch sein Umfeld prägen, haben sich verschiedene strafrechtlich relevante Tatbestände leider zu Begleitern des (Leistungs)Sports entwickelt. Nicht nur die Betrugsfälle im deutschen Profifußball mit der Bestechung von Spielern und Schiedsrichtern sind traurige Beispiele dafür, auch in anderen Sportarten wie auch in internationalen Sportverbänden bei der Vergabe von internationalen Großveranstaltungen gibt es immer wieder Verdachtsfälle, denen mit mehr oder minder intensiven Nachforschungen auf den Grund gegangen wird - oder auch nicht. Unzweifelhaft ist aber die Notwendigkeit, dass sich sowohl die Sportorganisationen als auch staatliche Stellen mit der Tatsache auseinandersetzen müssen, dass es diesen Sportbetrug, diese Korruption auf verschiedenen Ebenen des sportlichen Wettkampfs und der Organisation von Sportveranstaltungen gibt. Hier soll und muss sowohl vom Sport als auch vom Staat dafür Sorge getragen werden, dass das Eigentum, das Vermögen der Beteiligten rechtlich geschützt wird. In der vorliegenden juristischen Arbeit setzt sich Tina Heilemann mit dem aktuellen Sachstand zum Thema "Korruption, Bestechung und Bestechlichkeit im Sport" auseinander. Das Thema besitzt eine außerordentlich große Brisanz und Aktualität, ist es doch innerhalb eines nicht zu übersehenden steigenden Legitimationsdrucks der finanziellen Förderung des nationalen Leistungssports eines der Hauptthemen sowohl im Sport, aber auch in der Sportpolitik und nicht zuletzt in den Sportmedien. Die registrieren mit Bestürzung, dass die Dimensionen der Korruption im Sport in den letzten Jahren stetig zunehmen und kaum noch zu kontrollieren scheinen. Gleichzeitig wird deutlich, dass das rechtliche Verhältnis zwischen Sportrecht und Strafrecht nicht konfliktfrei ist, dass die Sportorganisationen einerseits gerne ihren unabhängigen Rechtsstatus erhalten müssen, zunehmend aber auch erkennen, dass ein abgestimmtes Zusammenwirken mit den Rechts- und Strafverfolgungsbehörden auf der Grundlage entsprechender Gesetze nicht zu umgehen ist, wenn dieses Problem effektiv bekämpft werden soll. Insofern sind Arbeiten wie die vorliegende sehr wichtig und willkommen, wird doch sehr detailliert und facettenreich die aktuelle Rechtssituation aufgearbeitet und darauf aufbauend ein Vorschlag für ein zukünftiges Wirken entwickelt. Die Autorin macht deutlich, dass es ohne die Schaffung einer klaren Rechtsnorm nicht gehen wird, gegen die Korruption erfolgreich angehen zu können. Justiz und Sportgerichtsbarkeit müssen sich zusammenfinden, müssen Kooperationsmodelle entwickeln und Aufgaben sehr genau abstimmen und abgrenzen. Es geht auch um die Entwicklung und Umsetzung von Anti-Korruptionsmaßnahmen, auch durch die gezielte Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien oder durch den Einsatz von Frühwarnsystemen, die auf mögliche Straftaten gerade im Wettbetrug Hinweise geben können. Nicht zu vergessen ist ein wissenschaftlich abgesicherter internationaler Anti-Doping-Code, der im nationalen Rahmen von unabhängigen Kontrolleinrichtungen konsequent umgesetzt wird und der von allen Ländern und Sportorganisationen im internationalen Leistungssport anerkannt wird. Warum das so ist, und welche Defizite im Verbands- und im Strafrecht aktuell noch existieren, welche Hürden in der Zusammenarbeit noch aus dem Weg geräumt werden müssen, wie ein Neben- und Miteinander von Kriminal- und Verbandsstrafe aussehen kann, und wie das auf einer sicheren rechtlichen Grundlage erfolgen kann, das ist das Thema von Tina Heilemann. Sie macht konkrete Vorschläge, wie im Sport Lösungen aus dem Strafrecht (wie die Kronzeugenregelung oder die Einrichtung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften) genutzt werden können, wobei gleichzeitig die Spezifik des Sports, des Handelns seiner Akteure und seiner Wettkämpfe nicht außer Kraft gesetzt wird. Letztlich sollen und können die von ihr entwickelten rechtlichen Vorschläge dazu dienen, dem (inter)nationalen (Leistungs)Sport eine Zukunft und eine Legitimation zu geben, die gesellschaftlich eine breite Unterstützung erfährt.
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Schlagworte: Leistungssport Hochleistungssport Recht Gesetz Funktionär Sportverband Organisation Moral
Notationen: Theorie und gesellschaftliche Grundlagen
Tagging: Korruption Betrug
Veröffentlicht: Stuttgart Richard Boorberg Verlag 2014
Schriftenreihe: Causa Sport, 8
Seiten: 311
Dokumentenarten: Buch
Sprache: Deutsch
Level: hoch